Sonntag, 21. April 2013

Mäntel


Kurssternschnuppen bei Pennystocks

 
Chancen einer Strategie für Mantelaktien



Reiz und Risiko von Pennystocks


Anleger lieben Kurssteigerungen. Richtige Aufmerksamkeit erreichen jedoch Kurssprünge und  wirklich mitreißend, ja unwiderstehlich verführerisch sind für Börsenzocker Verdoppelungen oder noch höhere Vervielfachungen der Einstiegskurse. Derartige traumhafte Chancen findet man zwar nur ganz ,ganz selten, aber sie können zum später gern erzählten Börsenlatein der beteiligten Akteure werden.

Immerhin wird über derartige Ereignisse auch in der Wirtschaftspresse berichtet, wenn auch mit einem warnenden Unterton. Zwar fehlen dabei keine Warnungen vor einem hohen Risiko, aber auch die erzielbaren Renditen werden gleichzeitig sogar als Überschriften gewählt. So brachte das Anlegermagazin Börse Online gleich zwei Artikel über Tria IT mit den Titeln „567 Prozent Kursplus in vier Tagen“ und „Der 75.900-Prozent-Wahnsinn“.

Aber dann kann man wieder einmal erkennen, nur der Mutige kann an der Börse Erfolg haben, und Börsengewinne müssen durch schlaflose Nächte erkauft werden. Wie sagte doch der Grandseigneur André Kostolany: „An der Börse gibt's nur Schmerzensgeld. Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld!“ Und in einem weiteren Aphorismus stellte er heraus, dass man schon etwas mehr braucht als eine masochistische Leidensfähigkeit: „Wenn die Börsenspekulation leicht wäre, gäbe es keine Bergarbeiter, Holzfäller und andere Schwerarbeiter. Jeder wäre Spekulant.“

Insolvenz- und Mantelaktien

Unter den Pennystocks, bei denen sich diese Kurswunder fast ausschließlich ereignen, lassen sich mehrere Klassen unterscheiden. So werden einige Werte bereits von Anfang an mit niedrigen Kursen gelistet, wobei man deswegen die Gesellschaften außerhalb Deutschlands gründet, da hierzulande eine Aktie nach dem Aktiengesetz mindestens einen Wert von 1 € des Grundkapitals repräsentieren muss. Das ist jedoch in den Niederlanden und der Schweiz nicht der Fall. Die Gründer dieser Gesellschaften beginnen also sogleich mit einem Pennystock-Spiel, was ihre Seriosität gegenüber ihren Aktionären nicht gerade in ein optimales Licht rückt.

Neben diesen geborenen Pennystocks hat in anderen Fällen ein fehlender wirtschaftliche Erfolg zu Insolvenzen von Unternehmens geführt, sodass deren Aktien nur noch Beteiligungen an der Insolvenzmasse repräsentieren. Dabei bleibt für die Aktionäre dieser Insolvenzwerte als Eigentümer und damit als nachrangige Gläubiger im Sinne des § 39 Insolvenzordnung, die erst Anspruch auf Zahlungen haben, wenn die Forderungen aller Gläubiger zu 100 % befriedigt sind. 

Jedoch nicht immer, denn manchmal lässt sich zumindest die Börsennotierung ohne Belastungen durch die Forderungen anderer Gläubiger retten. Da das operative Geschäft vorher zumeist abgetrennt und verkauft wurde, bleibt so ein sogenannter Aktienmantel übrig, der wieder mit einem neuen operativen Geschäft gefüllt werden kann. In diesem Fall spricht man dann von einem Cold-IPO, bei dem sich im Vergleich zu einem üblichen Börsengang oder IPO (Initial Public Offering) Kosten und Zeit sparen lassen.

Diese Mantelgesellschaften, die aus der Börsennotierung, einer Verwaltung mit Vorstand und Aufsichtsrat sowie einer mehr oder weniger gehaltvollen Bilanz bestehen, warten dann auf einen Interessenten, der sie für die Einbringung neuer Aktivitäten nutzen will.

Falls IPOs relativ aufwendig sind, können derartige Vorratsgesellschaften so beliebt sein, dass sie von Spezialisten wie Advantec, Carthago Capital, CFO und XIAG SPAC Invest, sogar ganz ohne eine Vorgeschichte retortenmäßig gegründet werden. Man spricht dann von synthetischen Mantelgesellschaften.

Während bei den geborenen Pennystocks möglicherweise ein wenig greifbares operatives Geschäft vorliegen kann, ist das bei den Insolvenz- sowie den klassischen und synthetischen Mantelwerten praktisch nicht der Fall. Man hat es hier mit leeren Hüllen zu tun, und dennoch ereignen sich bei ihnen erstaunliche Kurswunder.

Da stellt sich zwangsläufig die Frage, ob smarte Börsianer tatsächlich von den Kurssprüngen bei diesen relativ wertlosen Aktien von Unternehmen profitieren können, die gar kein operatives Geschäft aufweisen.


Amerikanische Verhältnisse

 
In den USA ist man dieser Frage in einer umfangreichen empirischen Analyse nachgegangen. Ioannis Floros und Travis Sapp von der Iowa State University in Ames haben dort im Juni 2010 ein Arbeitspapier mit dem Titel „Shell Games: On the Value of Shell Companies” veröffentlicht. Darin wird die Kursentwicklung von 585 in den USA gehandelten Mantelgesellschaften untersucht und im Rahmen des Handlungskalküls eines rationalen Investors interpretiert.

Dabei stellten sie fest, dass die Kurse dieser Gesellschaften tendenziell fallen, wobei sie sich sogar innerhalb von acht Monaten halbieren. Ein kräftiger Anstieg, der im Durchschnitt etwa drei Monate andauert und insgesamt stolze 48,1 % beträgt, tritt jedoch ein, wenn ein neues Geschäft in den Mantel eingebracht und eine entsprechende Nachricht publiziert wird. Dieser Fall war in den USA relativ häufig, da er innerhalb eines Jahres bei der Hälfte aller betrachteten Mantelgesellschaften eintrat.

Diese kurzfristige Überrendite lag damit über der normaler IPOs und entschädigte damit nach der Interpretation der beiden Autoren die Investoren für die vorangehenden Kursverluste und das Risiko, sich an einem möglicherweise unattraktiven Mantel beteiligt zu haben.

Dem dreimonatigen Kursfeuerwerk folgte anschließend ein extremer Kursverfall, der über 90 % betrug.

Bei dieser volatilen Kursstruktur brauchten die Anleger also gute Nerven und ein glückliches und vor allem schnelles Händchen beim Ein- und Ausstieg. Wichtig ist es daher vor allem, Mantelgesellschaften auszuwählen, für die eine hohe Wahrscheinlicht besteht, dass ein reales Geschäft in das leere Rechtskleid eingebracht wird, da ansonsten die Mantelgesellschaften für ihre bloße Existenz nur Geld verbrennen. So brachte eine längerfristige Beteiligung an einem Portfolio aus Mantelgesellschaften im Durchschnitt Verluste.

Ein Investor steht daher nach dieser Untersuchung nur auf der Gewinnerseite, wenn ein Geschäft innerhalb von fünf Monaten nach dem Kauf der Aktie eingebracht wird. Dabei stellten sich vor allem die Illiquidität der Gesellschaften und die Unsicherheit über die tatsächliche Einbringung eines Geschäfts als besondere Probleme heraus.

Langer Schlaf und kurze Explosion oder Tod


Ein Blick auf die Charts deutscher Aktien dieser drei Klassen von Pennystocks kann diese Problematik veranschaulichen. Im Chart der Tria IT zeigt sich, wie der Kurs aus einem langen Schlaf plötzlich zu erwachen scheint, eine wahre Explosion erfährt und dann rasch wieder deutlich zurückfällt.


Dieser Absturz kann im Extremfall wie bei Sunburst Merchandising im Delisting von der Börse enden, nachdem die Gesellschaft zuvor vom Registergericht gelöscht wurde. Das bedeutet dann praktisch den Totalverlust des Investments.

Insolvenzaktien 

Zuvor hatten diese Aktien häufig ein sehr intensives Kursleben, aber mit dem Insolvenzantrag wird eine Entwicklung endgültig besiegelt, die zuvor meist schon längere Zeit vermutet wurde. Ein Beispiel ist der Kursverlauf der Aktie von Solar Millennium, einer Gesellschaft, die solarthermische Projekte in Angriff genommen hat und am 21. Dezember 2011 einen Insolvenzantrag gestellt hat.

Kursentwicklung von Solar Millennium während der Insolvenz

Datum

Schlusskurs
Volumen
20.12.2011
1,10 €
17.600
21.12.2011
0,40 €
381.800
22.12.2011
0,36 €
416.800
4.04.2012
0,09 €
101.300


Synthetische Mantelaktien


Erheblich ruhiger bewegen sich die Kurse von Vorrats- oder synthetischen Mantelgesellschaften, da sich an ihrem Geschäftsmodell nichts ändert, bevor sich ein Käufer findet. Vorher wird nur Kapital für den laufenden Geschäftsbetrieb (Kosten für die Börsennotierung, Wirtschaftsprüfer, Verwaltung etc.) benötigt, wodurch allmählich das Eigenkapital abschmilzt. Impulse können von Kaufgerüchten ausgehen.

Die im Chart als Beispiel herangezogene Mandarin Capital weist so bei einem Eigenkapital von 200.000 € einen jährlichen Bilanzverlust von ca. 4.000 € aus.


Klassische Mantelaktien


Die Kurse klassischer Mantelaktien, die die Insolvenzphase mit ihrem Kurseinbruch bereits hinter sich haben, segeln ebenfalls lange Zeit in einem ruhigeren Fahrwasser, wie beispielsweise die NAK.


Das ändert sich jedoch abrupt, wenn ein operatives Geschäft in den Mantel eingebracht wird, wie dies bei der Duebag auf der Hauptversammlung am 24. Juni 2011 erfolgte, als die Aktionäre die Umfirmierung in getgoods.de AG und eine Sachkapitalerhöhung beschlossen, durch die 100% der HTM GmbH Handy-Trends + More in die umfirmierte Gesellschaft eingebracht wurden.

Der Durchschnitt: Verlierer und Gewinner


Auch das Kursleben von Gesellschaften ohne operatives Geschäft bietet somit zahlreiche Facetten, bei denen sowohl deutliche Gewinne und Verluste auftreten. Wenn man nach den Renditechancen von Investitionen in diese Anlageklassen fragt, muss man daher nach durchschnittlichen Entwicklungen suchen.

In einer kleinen Untersuchung wurden daher für den Zeitraum zwischen dem 1.9.2010 und dem 30.6.2012, also für 22 Monate Depots aus jeweils 20 Insolvenz- sowie klassischen und synthetischen Mantelwerten gebildet.

Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle dargestellt:


Durchschnittliche Depotentwicklung in zwei Jahren (1)

Kursentwicklung
Insolvenzaktien
Synthetische Mantelwerte
Klassische Mantelwerte
Durchschnittliche
Kursentwicklung 
+138,5 %
-36,6 %
+761,6 %
Totalverluste in %
20
 0
5
Verliereraktien insgesamt in%
80
70
60
Gewinneraktien insgesamt in %
20
30
40
Vervielfacheraktien in %
10
 0
30


In drei Mantelgesellschaften wurde in diesem Zeitraum ein neues operatives Geschäft eingebracht, wobei auch jeweils eine Umfirmierung erfolgte. Es sind dies: die Eyemaxx Real Estate  (ehemals Amictus), getgoods.de (ehemals DUBAG) und Mox Deals (ehemals Mediasource).

Eine ganz besondere Karriere weist in diesem Zeitraum die Aktie von Maier + Partner auf, die ebenfalls für ein neues operatives Geschäft fit gemacht wurde.

Auch ohne die beiden Extremfälle, also den Totalverlust bei Sunburn und die fast einmalige Kursexplosion bei getgoods betrug die durchschnittliche Entwicklung der achtzehn restlichen Aktien noch 29,2 %.

In dieser Zeit stieg der SDAX als Vergleichindikator von 4.113,62 auf 4.815,79, also um 17,1 %.

Danach erscheinen die klassichen Mantelwerte als eine von ihrer Renditenetwicklung her sehr interessante Anlageklasse, und das sogar wenn man sie nur nach einem Buy-and-hold-Prinzip auswählt und anschließend verwaltet.

(Fortsetzung folgt!)


(1) Die Depots bestanden aus folgenden Aktien, die nach einer Diskussion im Forum von amiculum.de ausgewählt wurden:

a) Klassische Mantelwerte: a.i.s., Amictus, Arndt, BHE, DÜBAG, F.A.M.E., Fr. Nols, German Brokers, Mediasource, NAK Stoffe, Omiris, Pinguin, Pittler, Porta Systems, Q-Soft, Questos, S&R Biogas, Softmatic, SPAG und Sunburst

b)Synthetische Mantelwerte: Aquamondi, Areus International, Artamia, Artemis Global Capital, Babylon Capital, Braivestor, Con Value, Equipotential, Horizont, Mandarin, n2 Nanotech, Nano Strategy, Ocagon Energy,
Protektus, Q2M, Schraad Metallbau, Tacitus, Tauris Bet., Valara Capital und Xerius

c) Insolvenzwerte: Arcandor, Arquana, Böwe, Cargolifter, CBB, Comtrade, Condomi, DLO, Gold-Zack, ISION Internet, Kampa, Maier + Partner, Met(a)box, Pfaff, Realtos, Stolberger Telecom, TV-Loonland, Walter Bau, Wanderer und WCM

Quellen:
Floros, Ioannis V. und Sapp, Travis, Shell Games: On the Value of Shell Companies, in: Journal of Corporate Finance, 2011, S. 850-886.
Kruse, Gereon, Tria IT-Solutions. 567 Prozent Kursplus in vier Tagen, Börse online vom 7.9.10.
Ders., Tria IT-Solutions Der 75.900-Prozent-Wahnsinn, Börse online vom 28.09.10.
Morrien, Rolf, Zombie-Aktie Tria IT Solutions: Vorsicht vor der große Abzocke, Newsletter vom 7.9.2010.
NN, Die tödliche Kunst der Aktienmanipulation
Skeptulant, Überrendite?, im Forum von www.amiculum.de

1 Kommentar:

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