Sonntag, 21. April 2013

Insolvenz-Werte


Die Anatomie von Kursspielen
 

Renditen durch Kursexplosionen bei Insolvenzwerten



Für reine Logiker und Nichtbörsianer sind die Kurse der Aktien insolventer Unternehmen nur schwer verständlich; denn diese Insolvenzaktien verbriefen eine Beteiligung an einem Vermögen, das seinen Wert verloren hat. Trotzdem werden ihre Papiere noch weiterhin an Börsen gehandelt und haben damit einen Kurs, der mehr als Nichts beträgt. Die Preise dieser Anteilsscheine rangieren üblicherweise unter 5 Cent, ja meist liegen sie bei 1 oder 2 Cent oder noch darunter.

Auch wenn die Abweichungen von 0 damit absolut nicht riesig sind, 
machen diese Aktien immer wieder durch extreme relative Kurssprünge auf sich aufmerksam, da sich die niedrigen Kurse von Zeit zu Zeit wie von Geisterhand ver-x-fachen. Ein Teil dieser Bewegungen wird durch reale Veränderungen der Situation dieser börsennotierten Gesellschaft ausgelöst, die durch die Insolvenzsituation geprägt ist.


Der Ablauf des Insolvenzverfahren


Daher muss zunächst ein Blick auf den üblichen Gang eines Insolvenzverfahrens in Deutschland erfolgen, da dabei wichtige Teilabschnitte sichtbar werden, die durchaus eine unterschiedliche Kursbewertung rechtfertigen.

Nach der deutschen Insolvenzordnung (InsO) beginnt das Insolvenzverfahren mit der Stellung eines Insolvenzantrags beim zuständigern Insolvenzgericht. Den Antrag können die AG (Eigenantrag) oder ihre Gläubiger (Fremdantrag) stellen. Gründe sind dabei auf der Seite des Schuldners eine drohende Zahlungsunfähigkeit (§ 19 InsO) oder eine Überschuldung (§19 InsO) bzw. eine Zahlungsunfähigkeit (§ 17 InsO), wenn ein Gläubiger den Antrag stellt.

  
Gleich mit der Antragsstellung wird der AG die Möglichkeit eingeräumt, sich durch eigene Vorschläge aus ihrer Lage zu befreien. So kann sie mit dem Antrag einen Insolvenzplan einreichen, der eine Weiterführung des operativen Geschäfts durch den alten Vorstand (Insolvenz in Eigenverwaltung) vorsieht. Praktische Voraussetzung ist dafür eine gute Auftragslage und positiv verlaufende Vorgespräche mit den Gläubigern. Schließlich ist es deren Ziel, einen möglichst hohen Anteil ihrer Forderungen zurückzubekommen. Sie werden daher immer eine Lösung wählen, die für sie besonders vorteilhaft scheint. Das kann dann durchaus auch eine Weiterführung mit Verbindlichkeiten sein, auf die man ganz oder teilweise verzichtet oder die man zumindest stundet.

Diese auch für die Aktionäre positive Lösung, wie sie beispielsweise bei der paragon AG gelungen ist, ist jedoch nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Üblicherweise sieht es für die Aktionäre erheblich düsterer aus.


Allerdings kann es auch ohne einen vorgelegten Insolvenzplan noch eine kleine Hoffnung geben. Falls sich die Situation der Gesellschaft anschließend ändert, weil beispielsweise ausstehende Zahlungen eingehen oder sich Gläubiger entgegenkommend verhalten, kann der Antrag zurückgenommen werden.

Nach einer gerichtlichen Prüfung, die meist ca. drei Monate, aber auch fast ein Jahr dauern kann, wird über den Antrag entschieden. Falls die Gründe vorliegen und genügend Masse für den Insolvenzverwalter vorhanden ist, wird das Insolvenzverfahren eröffnet und ein Insolvenzverwalter eingesetzt, der dafür sorgen muss, die Forderungen der Gläubiger möglichst weitgehend zu befriedigen.



Falls die Insolvenzmasse nicht für die Begleichung der Leistungen des Insolvenzverwalter vorhanden ist, man spricht dann von Masseunzulänglichkeit gemäß § 211 Abs. 1 InsO, wird die Gesellschaft umgehend aufgelöst und auch innerhalb kurzer Fristen die Börsennotierung eingestellt.

Nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens befindet sich die Aktiengesellschaft als Rechtsperson in einem Schwebezustand, während das operative Geschäft vom Insolvenzverwalter ausgegliedert oder verkauft ist. In dieser Zeit ist das endgültige Schicksal der Gesellschaft offen und das über viele Jahre. So sind Zeiträume von fast 10 Jahren keine Seltenheit. Daher sind beispielsweise die Aktien vieler Unternehmen des Neues Marktes, die häufig 2001 und 2002 Insolvenz anmelden mussten, immer noch an einer Börse gelistet.

In dieser Zeit können die Insolvenzverwalter – eine entsprechende Motivation vorausgesetzt – nicht nur die unmittelbare Befriedigung der Gläubigerinteressen verfolgen, sondern auch durch die Rettung des Börsenmantels noch einen Wert schaffen. Das setzt dann eine entsprechende Überzeugungsarbeit bei den Gläubigern voraus und wird wegen dieses Aufwandes nur relativ selten versucht. Aber es gibt Ausnahmen. So hat etwa der Insolvenzverwalter der Tria IT eine entsprechende Absicht auf seiner Homepage erklärt, wodurch der Kurs dieses Unternehmens deutlich höher notiert als der anderer Insolvenzwerte.

Am Ende des Verfahrens steht nur sehr selten eine Insolvenzaufhebung, wenn dies nicht bereits vorher durch Interventionen gelungen ist. Sonst erfolgt die Auflösung der Gesellschaft und ihre Löschung im Handelsregister. Mit zeitlicher Verzögerung wird dann schließlich auch der Handel der Aktie an der Börse eingestellt. Die Papiere, die dann nicht einmal mehr eine Börsennotierung aufweisen, werden dann nur noch außerbörslich gehandelt, falls es einen entsprechenden Bedarf gibt.

In der Insolvenzphase können alle Insolvenzwerte als potenzielle Mantelwerte gesehen werden. Ihr realer Wert orientiert sich daher an den entsprechenden Chancen. Dazu sind die Vorlage eines Insolvenzplans, die Einberufung einer Gläubigerversammlung und einer anschließenden Hauptversammlung wichtige Zwischenstufen, die entsprechende Kursfantasien auslösen. Der Hintergrund sind dabei die extremen relativen Kursunterschiede. Insolvenzwerte ohne besonderen Pfiff werden üblicherweise mit 1 oder 2 Cent bewertet, Mantelwerte hingegen mit dem mehr als 10-fachen.

An einigen Fallbeispielen lassen sich diese erheblichen relativen Kurssprünge, die den Reiz von Spekulationen mit Insolvenzaktien ausmachen, veranschaulichen.

Insolvenz light: Insolvenz in Eigenregie und Insolvenzaufhebung: die paragon AG

Nachdem die paragon AG, ein Zulieferunternehmen aus dem ostwestfälischen Delbrück, infolge des weltweiten Absatzeinbruchs in der Autoindustrie im Herbst 2008 in eine existentielle Schieflage geriet, wurde zum 1. Januar 2010 ein Insolvenzverfahren eingeleitet, das per 31. Mai des gleichen Jahres erfolgreich abgeschlossen werden konnte. 


Insolvenznachrichten und Kursreaktionen bei der paragon AG


Datum
Eröffnung
Tageshoch
Tagestief
Volumen
Ereignis
05.10.2009
2,11
2,11
0,82
26.800
Insolvenzantrag gestellt
06.10.2009
0,91
1,17
0,91
29.850

30.12.2009
0,95
0,95
0,95
-
Insolvenzverfahren eröffnet
04.01.2010
1,07
1,07
1,07
-

31.05.2010
4,00
4,00
4,00
2.560
Insolvenz aufgehoben
04.06.2010
4,80
5,70
4,00
12.499



Insolvenzrücknahme bei der S & R Biogas

Seltener sind die noch deutlich positiveren Meldungen über eine Rücknahme des Insolvenzantrags. Daher ist die Kursreaktion auch entsprechend größer, wie das Beispiel der ehemaligen S & R Biogas und jetzigen S & O Agrar zeigt. 

So hatte S&R Biogas am 26.01.2011 einen Insolvenzantrag gestellt und diesen am 5.11 wieder zurückgezogen, was zu einem wahren Kursfeuerwerk führte.



Insolvenznachrichten und Kursreaktionen bei der S & R Biogas

Datum
Eröffnung
Tageshoch
Tagestief
Volumen
Ereignis
25.01.2011
0,10
0,10
0,07
 153.700
Insolvenzantrag gestellt
26.01.2011
0,06
0,07
0,06
5.000

10.05.2011
0,06
0,94
0,06
350.377
Insolvenzantrag zurückgezogen
11.01.2011
0,74
0,74
0,43
358.367

17.05.2011
0,36
0,44
 0,36
 52.930



Diese völlige Überraschung für alle Außenstehenden hat also an einem einzigen Tag den Kurs mehr als ver-15-facht, denn er ist um fast 1470 % emporgeschnellt. 

Vom Insolvenz- zum Mantelwert: Maier + Partner


Bei Maier + Partner hatte im Dezember 2005 das Finanzamt Reutlingen einen Insolvenzantrag gestellt. In den Folgenjahren wurde dann von einem Investor aus Hong Kong ein Anteil von fast 22 % gemeldet und eine Plansanierung in Aussicht gestellt. Das notwendige Planinsolvenzverfahren sollte 150.000 € kosten.


Insolvenznachrichten und Kursreaktionen (1) bei Maier + Partner

Datum
Eröffnung
Tageshoch
Tagestief
Volumen
Ereignis
01.04.2011
0,92
1,00
0,92
2.750
 Einladung zu einer a.o. HV durch Minderheitsaktionär
06.04.2011
2,40
3,54
2,20
39.546

12.05.2011
1,80
3,34
1,80
125.264

13.05.2011
2,96
4,60
2,38
87.928
a.o. Hauptversammlung
14.05.2011
4,80
4,90
 2,16
40.356

30.08.2011
3,50
4,72
3,00
42.543
Insolvenzplan rechtskräftig
29.10.2011
3,34
3,76
2,62
27.752
Insolvenzverfahren aufgehoben

1) Kurse adjustiert nach einem Kapitalschnitt von 20:1, der auf der HV am 13.5. 2012 beschlossen wurde. Ein Kurs von 2 € in der Tabelle entspricht also einer damaligen Notierung von 10 Cent.

Kurseffekte lassen sich hier durch die Einladung zu einer a.o. HV, die Durchfühung der Hauptversammlung, die Vorlage eines rechtskräftigen Insolvenzplans und schließlich die Aufhebung des Insolvenzverfahrens erkennen, vor allem jedoch auf Gerüchte im Vorfeld der aoHV zurückführen. 


Aktionärsaktivitäten während der Insolvenzzeit


Auch wenn der Vorstand, der ja vom juristischen Prinzip her ein Angestellter der Aktionäre ist, seine Befugnisse an den Insolvenzverwalter abtreten musste, sind die Aktionäre in der Insolvenzzeit nicht vollständig entmündigt. Sie können allerdings nur sehr indirekt Einfluss nehmen, und zwar über die weiterhin gehandelte Aktie, auch wenn diese häufig nicht mehr das in der Regel abgetrennte operative Altgeschäft repräsentiert.

Meldungen von Aktionären


Da die Aktien an der Börse oder auch außerbörslich ge- und verkauft werden können, sind auch während der Insolvenzzeit größere Änderungen im Aktionariat möglich. Entsprechende Meldungen können, wie die Beispiele in der folgenden Übersicht zeigen, deutliche Wirkungen auf den Kurs haben, auch wenn diese nicht besonders nachhaltig zu sein scheinen. Immerhin haben sich die Kurse teilweise mehr als verdoppelt, so bei Wohnbau Schwarzwald und Günther. Offensichtlich konnten die Meldungen also für Fantasien durch eine Mantelverwertung und damit für Käufer sorgen. Das war für die Neueinsteiger jedoch in der Regel kein gutes Geschäft, da die Kurse eine Woche nach der Meldung im Durchschnitt nicht über dem Eröffnungskurs am Tag der Meldung lagen. Zumindest kurzfristig haben also nur Aktionäre verdient, die die Aktien vor der Meldung billig eingesammelt und dann mit der Meldung schnell abgestoßen haben.


Kurseffekte von gemeldeten Beteiligungsquoten bei Insolvenzaktien


AG
Meldung
Meldetag
Kurs 1 Woche
vor Meldung (Eröffnung)
Kurs am Meldetag (Eröffnung)
Kurs am
Folgetag
(Höchstkurs)
Kurs nach 1 Woche
(Eröffnung)
B.A.U.M.
10 %
06.08.2010
0,10
0,15
0,24
0,15
Hirsch
7,5  %
21.03.2011
0,07
0,13
0,30
0,19
B.A.U.M.
5 %
26.05.2011
0,27
0,27
0,41
0,33
B.A.U.M.
5  %
11.10.2011
0,29
0,43
0,84
0,44
Wohnbau Schwarzwald
20 %
30.08.2011
0,80
0,80
1,88
0,75
Günther + Sohn
5 %
21.12.2011
0,45
0,40
1,60
0,60
Hirsch
5  %
21.03.2012
0,12
0,11
0,15
0,13
Hirsch
7,5  %
23.04.2012
0,11
0,13
0,14
0,12
Hirsch
10  %
27.04.2012
0,13
0,11
0,12
0,10
EmQtec
25 %
14.05.2012
0,25
0,26
0,29
0,24
EmQtec
30 %
03.07.2012
0,29
0,31
0,36
0,25


Allerdings scheinen auch die Käufer, wie die Entwicklung der Aktiekursen der Hirsch-AG zeigt, bei der nur im ersten Fall ein deutlicher Kurssprung erfolgte, bei diesen Nachrichten durchaus lernfähig zu sein. So gab es zunächst einen deutlichen Schub nach oben; denn vor der ersten Stimmrechtsmeldung hatte der Kurs lange Zeit bei ca. 0,06 € gelegen. Die später im März und April 2012 gehäuften Meldungen hatten dann praktisch keine Wirkung mehr.


Öffentliche Kaufangebote


Ein anderer Weg, ein mögliches Interesse an einem Insolvenzwert auszudrücken, ist ein öffentliches Kaufangebot an die Aktionäre dieser Gesellschaft. Dadurch lassen sich einerseits Aktien einsammeln, wenn man den Altaktionären ein attraktives Angebot macht, andererseits sorgt dieses veröffentlichte Interesse für Diskussionen und Vermutungen, die nicht selten zu Auswirkungen auf den Kurs führen.

Ein Beispiel ist der inzwischen nicht mehr gelistete Mantelwert Questos, für den es ein Freiwilliges Kaufangebote an einer Nortrax Treuhand AG aus Bremen gab, wobei wegen eines beteiligten Anwalts Verbindungen zum Mantelspezialisten Carthago Capital Beteiligungen vermutet wurden, was sich dann auch mehr oder weniger bestätigt hat.


Das Beispiel Questos als Übernahmefall


Datum
Meldung
Eröffnungskurs  1 Woche
vor Meldung
Eröffnungskurs
am Meldetag
Höchstkurs am
Folgetag
Eröffnungskurs  nach 1 Woche
19.08.2003
Kaufangebot zu 0,10 € bis 12.9. 2003
2,48
2,22
3,50
4,02
12.09.2003
Verlängerung bis zum 26.9.2003
4,80
3,60
3,60
3,60
23.11.2004
Kaufangebot zu 0,10 € bis 13.12. 2004
2,80
2,02
2,64
2,64
28.02.2005
Mehrheit bei Carthago und befreundeten Investoren
 4,70
5,40
27,60
10,60
08.04.2005
ao HV mit Rekapitalisierungsbeschlüssen
15,40
15,00
15,40
15,00
21.05.2007
Mitteilung eins Erörterungstermins für den Insolvenzplans
12,00
12,00
12,00
12,60
22.11.2007
Aufhebung des Insolvenzverfahrens
11,00
11,00
11,00
11,00

Auch wenn sich die Übernahme der Mehrheit, die durch Kaufangebote eingeleitet wurde, über einen längeren Zeitraum hinzieht, kam es im Verlauf zu deutlichen Kurssteigerungen, wobei hier, wie auch in vielen anderen Fällen, die Erwartung bzw. Fantasie sich in höheren Börsenkursen niederschlug als die spätere Realität. 


Ankündigungen und Gerüchte von Neuausrichtungen


Ähnlich wie neue Mehrheitsverhältnisse wirken konkrete Pläne, die sich auf ein insolventes Unternehmen beziehen. Das ist besonders dann der Fall, wenn eine renommierte Wirtschaftszeitung über nachvollziehbare Absichten berichtet. Ein gutes Beispiel für die Kurseffekte solcher Meldungen ist die Gontard & Metallbank, die sich zu Zeiten des Neuen Marktes als Teil des Goldzack-Imperiums auf IPOs spezialisierte und mit dem Platzen der NM-Blase im Mai 2002 insolvent wurde.


Gleich im Oktober gab es bereits erste Nachrichten von einer Änderung des Aktionariats. So meldete die Magnus, eine Beteiligungsgesellschaft aus dem Umfeld des nicht unumstrittenen Hamburger Investors Beuttenmüller, die Übernahme einer Beteiligung von 25,1 % an. Hintergründe mit den entsprechenden Interpretationsmöglichkeiten für zukünftige Gewinne wurden gleich mitgeliefert. Dazu zählen die Verbindung zu einem texanischen Geschäftsmann und die Absicht, aus der insolventen Gontard & Metallbank ein Spezialhaus für die Emission von Unternehmensanleihen zu entwickeln.

Nachdem diese Ankündigungen ohne fundamentale Folgen nur sehr kurzfristig einen Kursimpuls auslösen konnten, folgte drei Jahre später ein formal ähnlicher, inhaltlich jedoch durchaus kreativer neuer Wiederbelebungsversuch für die insolvente Bank.


Initiator war ein Kölner Finanz- und Unternehmensberater Alexander Lichtenberg, der per Zeitungsanzeigen die Aktionäre der Bank, falls sie über einen Depotwert von mehr als 5.000 Euro verfügten, zum 9. Februar 2006 zu einer Informationsveranstaltung in das Kölner Nobel-Hotel Excelsior einlud. Diese Absicht blieb nicht ohne Folgen; denn am 20. Januar berichtete das Handelsblatt ausführlich über die Hintergründe.

Danach hatte der Initiator innerhalb von vier Jahren sechs Mio. € in die Vorbereitung des Aktionärstreffen investiert und dabei über zwei Aktienclubs 28,57 % der Aktien eingesammelt, die zwischen drei oder vier Cent gehandelt wurden. Durch weitere Absprachen sollte die Gruppe über annähernd 60 % des Grundkapital verfügen. 

Das Geld war jedoch nicht nur in den Kauf der Pennystocks geflossen, sondern auch in die Entwicklung eines neuen

Geschäftsmodells, für das sogar erste Computerprogramme erstellt wurden. Kerngedanke war die Schaffung einer Internet-Direktbank auf das Kreditgeschäft des kleineren Mittelstandes, deren Vorteile vor allem in einer hohen Transparenz, Schnelligkeit und Effizienz gesehen wurden.

 
Um diesem Ziel näher zu kommen, wollte man mit den Gläubigern einen Forderungsverzicht zu Gunsten eines Besserungsscheins und einen Insolvenzplan aushandeln, was den Weg zur Aufhebung der Insolvenz, einer Hauptversammlung und zu einer Kapitalerhöhung frei machen sollte. 

Die Informationsveranstaltung brachte dann jedoch keinen Durchbruch. Vielmehr musste einige Tage später berichtet werden, dass ein Investor seine Zusage über 60 Mio. € zurückgezogen habe. Aber auch unabhängig davon war es ab dem 17. Februar zu einem Verkaufsdruck auf die Aktien gekommen, die zunächst am Tag nach der Versammlung noch ein neues Hoch von 0,33 € erreichen konnten. Am Tag drauf stieg dann jedoch das Umsatzvolumen, das am Info-Tag noch bei 1 Mio. Aktien und Anfang des Jahres bei 100.000 Aktien gelegen hatte, auf das 10fache.



Meldungen und Kursentwicklungen bei der Gontard & Metallbank 2002-6

Datum
Meldung
Kurs 1 Woche
vor Meldung
Eröffnungskurs am
 Tag der Meldung
Kurshoch in den 3 Tagen
während der Meldung
11.09.2002
MAGUS GmbH erwirbt
25,01 %-Anteil von Gold-Zack
0,04
0,14
0,15
16.10.2002
Einsteig eines US-Investors
0,10
0,10
0,16
 22.10.2002
Neuer Vorstand von Makro angekündigt
0,09
0,07
0,09
20.01.2006
HB-Bericht über Infoveranstaltung am 9. 2.2006
0,20
0,31
0,39
09.02.2006
Infoveranstaltung in Köln
0,23
0,26
0,33
17.02.2006
(12,8 Mio. Aktien gehandelt)
0,31
0,14
0,20

Durch die angekündigte und durchgeführte Informationsveranstaltung, über die die einschlägige Wirtschaftspresse berichtete, hat sich also am Insolvenzstatus des Pennystocks nichts geändert, wohl aber am Kurs. Der hat sich, wie in der FAZ ohne dabei das Handelsblatt als Beteilten zu vergessen, anführte, „vom Kursniveau bei vier Cents binnen drei Wochen auf 39 Cents annähernd verzehnfacht.“ Wer rechtzeitig ein- und ausstieg, konnte also bei den hohen Handelsvolumina nicht nur relativ einen guten Schnitt machen.

Kursexplosionen ohne News

Von der Theorie her sind abrupte Kursveränderungen nur möglich, wenn damit auf entsprechende Nachrichten oder zumindest Gerüchte reagiert wird. Rätsel geben daher Kursexplosion auf, die weder mit veröffentlichten Unternehmensmeldungen, Gerüchten oder auch nur plausiblen Erklärungen verbunden sind. Und trotzdem ereignen sich diese Kursanomalien, und zwar bei Insolvenzaktien, wenn man die relativen Kursveränderungen beachtet, gar nicht so selten.



Ein besonders extremer Fall war dabei im Jahr 2010 die Aktie von Tria IT, wo der Kurs mit 22,00 € kurzfristig eine Höhe erreichte, wie man sie sonst nicht von wertlosen Insolvenzwerten, sondern von Aktien kennt, deren Gesellschaften Gewinne erwirtschaften und Dividenden ausschütten. Beides traf jedoch für diese Gesellschaft keineswegs zu, denn sie war vor und nach den Kurskapriolen insolvent. So hatte der Vorstand hatte am 1. März 2010 beim Amtsgericht München einen Insolvenzantrag gestellt und das Gericht  hatte daraufhin das Verfahren am 1. Mai 2010 eröffnet.

Der Insolvenzwert Tria IT erreichte mit 22 € am 27.9.2010 ein Kursmaximum, nachdem er vorher bis Anfang Juli noch bei 0,11 € gelegen hatte. Tria erwies sich also als ein Ver-200facher in nicht einmal vier Monaten. Man hätte somit in dieser Zeit bei einem ursprünglichen Einsatz von 5.000 € zum Millionär werden können.


Kurse und Volumina von Tria IT 2010


Tag
Tageshoch
Handelsvolumen in Stück  
1.03.2010
0,24 €
5
3.05.2010
0,15 €
100
28.07.2010
0,14 €
2
2.09.2010
0,50 €
12.900
2.09.2010
1,21 €
137.000
6.09.2010
2,95 €
312.000
7.09.2010
2,30 €
415.000
15.09.2010
2,09 €
3.600
23.09.2010
5,60 €
155.000
27.09.2010
22,00 €
263.000
28.09.2010
14,50 €
700.600
15.10.2010
2,39 €
53.000
9.04.2013
0,45 €
250
Quelle: www.finanzen.net

Auch aus heutiger Perspektive konnten damals keine Insiderkäufe oder Reaktionen auf eine bessere Perspektive für das insolvente Unternehmen verantwortlich sein; denn es hat keine entsprechenden Nachrichten gegeben. Nur wurde auf der Seite der beteiligten Anwaltskanzlei angekündigt, dass sich der Insolvenzverwalter durch einen Insolvenzplan um einen Erhalt des Börsenmantels bemüht.

Die Experten, die sich in Internetforen über Aktien austauschen, suchten daher nach eher technischen Erklärungen, die alle ein kompliziertes Zusammenspiel verschiedener Zockerstrategien annahmen. Ausgangspunkt waren jeweils Initiatoren, die bereits größere Bestände besaßen und in einem ausgetrockneten Markt durch Zukäufe den Kurs deutlich in die Höhe treiben konnten. Dadurch wurden Zocker aufmerksam, die auf steigende Trends setzen. Die Kumulation beider Kaufmotive führte zu derart deutlichen Kursgewinnen, dass Short-Seller mit einer Korrektur rechneten und ebenfalls einstiegen. Da jedoch die Kurse bis zum Abend, hier also etwa seit dem 23. September, nicht nachgaben, mussten sich die Leerverkäufer durch Zukäufe zu weiter gestiegenen Kursen glattstellen. Dieses Zusammenwirken setzte sich auf höherem Niveau am folgenden Tag fort, bis eine Aktie, die praktisch nur eine Börsennotierung und Forderungen von Gläubigern repräsentiert, die unglaubliche Kurshöhe von 22 € erreichte.

Für Rolf Morrien, den Leiter des Börsendienstes „Der Depot-Optimierer“ war dieses teilweise zufällige Zusammenspiel jedoch so unwahrscheinlich, dass er eine nicht mehr menschliche Lösung für das Rätsel in die Erklärungsdebatte warf. Die übernatürliche Macht könnten für ihn automatische Trading-Systeme sein, „die „blind“ kaufen, wenn bestimmte Kriterien erfüllt werden.“

Ein Mensch, der die Entscheidungsalgorithmen eines derartigen Systems kennt, könnte nach dieser These zunächst durch ein gezieltes Trading Bedingungen geschaffen haben, die beim System die gewünschten Reaktionen auslösen. Er hätte so eine „riesige Abzock-Falle konstruiert“.



Spamming en miniature: Das Beispiel der Walter-Bau-Aktie im August 2012


Kurse lassen sich allerdings auch eher amateurhaft durch halbwegs plausible fiktive Nachrichten beeinflussen. So wurde am 10. August 2012, um ein fast beliebiges Beispiel herauszugreifen, von einem User, der sich offensichtlich nur zu diesem Zweck als neues Mitglied im Aktienportal wallstreet-online angemeldet hatte, eine Nachricht verbreitet. Dabei wurden nicht beliebige Threads benutzt, sondern gezielt die Diskussionen ausgewählt, in denen die Fans von Insolenzwerte das Für und Wider ihrer Aktienauswahl erörtern.


In diesem Fall ging es um die Walter Bau, einen traditionsreichen Konzern aus Augsburg, bei dem am 1. April 2005 ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde, das vielen damals wie ein Aprilscherz erschien. In die Schlagzeilen überregionaler Zeitungen geriet das insolvente Unternehmen im Juli 2011, als es dem Insolvenzverwalter gelang, eine staatliche thailändische Boeing 737 auf dem Münchener Flughafen festzusetzen, um damit eine seit zwei Jahrzehnten offene Forderung über 30 Millionen € für den Bau einer Straße wischen Bangkok und dem dortigen Flughafen durchzusetzen. Soweit der historische Hintergrund einer kurstreibenden Spammeldung. Nach der Spam-Nachricht, die anschließend schnell wieder vom Betreiber des Forums gelöscht wurde, wurde „soeben .. eine Zahlung von 30 Millionen (!!!) zugunsten der WALTER BAU AG entschieden, und zwar vor einem US-Gericht gegen Thailand!!!“.

Diese Nachricht, die die alte Forderung als realen Bezug hatte, blieb in dem Posting nicht unkommentiert, denn sonst hätte sie vielleicht nicht jeder Leser richtig einschätzen und in der gewünschten Weise handeln können. Daher folgte gleich die Aufklärung mit einigen einschränkenden Fragezeichen, aber einer dennoch deutlichen Aussage: 

“So fing es bei Primacom vor der Kursver-10-fachung auch an. Kommt das jetzt auch bei Walter Bau? Die Aktie notiert noch nahe Allzeit-Tief, hier sollten im Idealfalle mehrere hundert Prozent Chance drin sein. Bald auch 1 €? Aktuell noch unter 5ct.!!! Dem Makler gehen die Aktien aus oder er kommt mit dem Taxen nicht mehr nach...“


Tatsächlich wurden um 13 Uhr 47, d.h. gut zehn Minuten bevor diese Meldung verbreitet wurde, genau 18 Aktien zu 0,023 € gehandelt. Erst ab 14.30 Uhr setzte dann eine Flut von Transaktionen ein, sodass die Aktie aus ihrem Dornröschenschlaf erwachte und an einem Tag über 3,2 Mio. Aktien gehandelt wurden, während er an normalen Tagen nur ca. 20.000 waren. Wie die folgende Übersicht zeigt, war die gesamt Aktion eine Wochenendepisode, da nur an einem Freitag und dem folgenden Montag sich der Kurs verdoppelte und eine ungewöhnlich hohe Zahl von Aktien umgesetzt wurde. Hätte sich jemand zuvor mit Aktien zu 0,02 € eingedeckt und an diesen beiden Tagen die insgesamt umgesetzten 4 Mio. Stück verkauft, hätte er durch die Kursverdoppelung ohne die Berücksichtigung von Transaktionskosten 80.000 € gewinnen können

Kurse und Handelsvolumina der Walter-Bau-Aktie im August 2012

Datum
Eröffnungskurs
Tagshöchstkurs
Handelsvolumen
01.08.2012
0,02 €
0,02 €
21.000
09.08.2012
0,02 €
0,02 €
50.000
10.08.2012
0,02 €
0,05 €
3.231.442
13.08.2012
0,04 €
0,04 €
840.000
16.08.2012
0,02 €
0,02 €
21.000
Quelle: www.finanzen.net


Renditen aus Explosionen: Handelsstrategien für Insolvenzaktien

Diese hier exemplarisch vorgestellten Kurssprünge sind ein Charakteristikum der Charts von Insolvenzaktien, wenn man sie beispielsweise mit denen von operativen Aktiengesellschaften vergleicht, deren Kursentwicklung vor allem von relativ kontinuierlichen fundamentalen Entwicklungen geprägt ist. So ist das eigentlich im Börsenleben Untypische, also abrupte, extrem kurzfristige Kursauschläge hier das Typische, auch wenn es im Zeitablauf relativ selten auftritt. So dümpeln die Kurse einige Insolvenzaktien nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens langsam gegen die 0 Cent Grenze, während bei anderen vielleicht alle ein oder zwei Jahre einmal für ein paar Tage ein aufsehenerregender Ausbruch erfolgt.


Dieses Kursfeuerwerk verdienet eine nähere Betrachtung, da es zumindest theoretisch Chancen auf eine gute Rendite schafft, wenn es gelingt, die betroffenen Pennystock im richtigen Moment zu besitzen und zu verkaufen.

Die Verfolgung von Empfehlungen


Da viele Börsianer nicht an Zufälle glauben, auch wenn sie nach der CAPM eher die Regel als die Ausnahme sein sollen, verlassen sich einige Fans von Insolvenzaktien auf entsprechende Tippdienste, die sich nicht selten auf Pennystock fokussieren.

Dabei ist nach breiter angelegten Untersuchungen für die Empfehlungen von Analysten kaum mit Überrenditen zu rechnen.

Das Beispiel Sharedeals

Wie die Diskussionen in den entsprechenden Foren zu Insolvenzaktien zeigen, informieren sich viele User auf der Seite www.sharedeals.de, die mit dem Slogan „one trade ahead“ für sich wirbt.

Diese Aussage kann man als Versprechen interpretieren, sodass frühe Leser der aktuellsten Empfehlung an der Börse einen Vorsprung gegenüber dem Gros der weniger Schnellen haben und damit den sprichwörtlichen Wurm fangen, der einen Weiterverkauf mit Gewinn ermöglicht.

Dieser Handel ist damit ein Spiel, bei dem es auf die Entschlussfreudigkeit und Schnelligkeit ankommt; denn der Betreiber dieses kostenlosen Angebots gibt entsprechenden den gesetzlichen Regelungen in Deutschland an, dass er sich auch an der Spekualation beteiligt. So erklärt er unter Verweis auf § 34b Abs. 1 des Wertpapierhandelsgesetzes „im Besitz des Finanzinstruments zu sein, auf das sich der .. publizierte Beitrag bezieht und er dessen kurzfristige Veräußerung plant. Hierdurch besteht die Möglichkeit eines Interessenkonflikts.“


Für den Zeitraum eines Jahres wird im Folgenden versucht, den Zusammenhängen zwischen Empfehlungen und Kursentwicklungen nachzugehen. Allerin wegen dieser zeitlichen Begrenzung können dadurch keine allgemein gültigen Aussagen über die Profitabilität gemacht werden, sondern nur Daten für die konkreten Fälle. Bewertungen und Schlussfolgerungen liegen dann außerhalb des empirischen Datenkreises.


Kursentwicklungen einiger von Sharedeals empfohlener deutscher Insolvenz- und Mantelaktien ( Mai 2011 – Juli 2012)


Aktie
Datum
Vortag
(Eröffnung)
Eröffnungskurs
(Meldetag)
Folgetag (Maximum)
1 Woche später (Eröffnung)
Autor
Begründung
GWB
27.07.2012
0,08
0,19
0,28
1,16
Redaktion
Mögliche Aufhebung der Insolvenz nach Zeitungsartikel
Nols
02.11.2011
0,83
0,98
1,00
0,96
Redaktion

Nols
28.10.2011
0,75
0,76
0,80
0,98
Redaktion
Massive unlimitierte Käufe
Systaic
25.06.2011
0,18
0,17
0,21
0,15
Redaktion

Univerma
17.06.2011
0,95
0,97
1,24
0,96
Redaktion

Maier+Partner
20.05.2011
2,02
2,26
2,72
2,00
Redaktion

Pakteria
01.05.2011
2,83
3,05
3,72
2,84
Redaktion


Die Auswertung ist gerade in diesem Fall sehr spannend, da sich wie generell bei Insolvenzaktien die Lager der Pusher und Basher besonders feindselig gegenüberstehen. So wollen auch hier einige mit dem Empfehlungen einen guten Schnitt machen, während andere die Usergruppe mit Lemmingen verglichen, die blind den Empfehlungen von Aktiengurus und anderen –experten folgen, obwohl sie dadurch angeblich selbst unter dem Strich Verluste machen, ja, häufig wird sogar unterstellt, dass außer dem, der zur Zeit der Veröffentlichung einer Empfehlung die Aktie bereits in seinem Depot hatte, niemand verdienen kann. 

Man kann sich daher fragen, ob sich der Kauf der Aktien, die Sharedeals herausstellt, lohnt oder ob man besser auf die Warnungen kritischer User hören sollte.


Eine kleine Auswertung der Empfehlungen, die noch Ende Juli 2007 auf der Seite sharedeals.de verzeichnet waren (GWB, Maier+Partner, Nols (2x), Pakteria, Systaic und Univerma) kann eine konkrete Antwort auf diese Frage geben, wenn auch beschränkt auf den Untersuchungszeitraum. Als Beobachtungszeitpunkte für die acht Vorschläge dienten in dieser Auswertung der Empfehlungstag, der folgenden Tag und jeweils den Tag eine Woche vor und nach der Empfehlung gewählt.

Das Ergebnis bestätigte die Warnung an potenzielle Lemminge gelangt, wobei die Höhe der Effekt aus dem Rahmen vergleichbarer Untersuchungen über Aktienempfehlungen fiel. So hat sich nach den beiden Wochen einer Haltezeit letzten Endes an den Kursen der Aktien praktisch nichts geändert, wenn man den Median als Mittelwert betrachtet. Sharedeals konnte also in den betrachteten Fällen bei den Pennystocks keineswegs das Gras wachsen hören.

Zwischen diesen Endpunkten gab es jedoch einen kräftigen Kursausschlag von 30% zwischen dem Kurs eine Woche vor dem Empfehlung und dem Höchstkurs am Tag nach der Empfehlung.

Anschließend ging es dann wieder deutlich bergab; denn der Kurs fiel von diesem Hochpunkt um 20% in der Woche nach der Empfehlung.
Bei diesen relativ konsistenten Daten ist es nicht schwer, den Gewinner bei diesen Empfehlungen auszumachen. Erstaunlich dürfte jedoch die Höhe der Effekte bei diesen sehr kurzfristigen Transaktionen sein.

Private Internetempfehlungen: das Beispiel eines „Dailyhotstock-Blogs“

Ein Freund von Insolvenzwerten, der sich als ein Thorsten Holtzmann ausgab, ist dem Beispiel von Sharedeals gefolgt und hat in einem Blog ähnliche Empfehlungen ins Netz gestellt. Allerdings dauerte dieser versuch nur einige Wochen. Dann wurde das Experiment angeblich durch eine Intervention der Bafin gestoppt


Immerhin reichen diese Zeit und vor allem die vorgestellten Empfehlungen aus, um wie im Fall von Sharedeals den Erfolg dieser zum Kauf vorgeschlagenen „Dailyhotstocks“ zu untersuchen.
Thorsten Holtzmanns Dailyhotstock-Empfehlungen
Aktie
Datum der
Empfehlung
Kurs eine Woche vor der Empfehlung
Eröffnungskurs
am Empfehlungstag
Höchstkurs am Folgetag
Eröffnungskur
1 Woche später
Amatech
25.07.2012
0,04
0,04
0,15
0,08
BKN biostrom
30.07.2012
0,04
0,07
0,12
0,07

Mania
16.07.2012
0,02
0,02
0,03
0,02
Solarhybrid
24.07.2012
0,06
0,05
0,12
0,08
Stella
04.07.2012
0,04
0,05
0,08
0,07
BKN biostrom
27.06.2012
0,06
0,03
0,05
0,04
EmQtec
06.03.2012
0,17
0,20
0,40
0,29
Loginet3
13.06.2012
0,01
0,01
0,02
0,01


Bevor das Blog ein plötzliches Ende erfuhr, konnte auf der Seite http://dailyhotstock.blog.de/ die Herausstellung von acht Aktien verfolgt werden, wobei mit BKN biostrom ein Papier wiederholt empfohlen wurde. Gründe für einen erwarteten Kursanstieg nannte der Auto nur in zwei Fällen, so ein niedriges Marktvolumen der Aktie und die Möglichkeit eines Rebounds nach einem Kursverfall.

Eine vergleichbaren Auswertung wie die für die Empfehlungen von Sharedeals kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Jedoch sind die relativen Gewinne und Verluste deutlich ausgeprägter. So steht einer durchschnittlichen Kursverdopplung in einem achttägigen Zeitraum von einer Woche vor der Empfehlung und dem Höchstkurs am Tag nach der Empfehlung ein Verlust von 33% zwischen diesem Tageshoch und dem Eröffnungskurs eine Woche nach der Meldung gegenüber.

Positiv war bei diesen Empfehlungen allerdings die Entwicklung der ausgewählten Aktien im gesamten Beobachtungszeitraum von zwei Wochen; denn in dieser Zeit stiegen ihre Kurse um immerhin 40%.

Möglicherweise hat man sich bei der Auswahl der Aktientipps mehr Mühe gegeben und auf bessere Kriterien geachtet als bei Sharedeals, auch wenn sich das nicht unbedingt für die User ausgezahlt hat, die den kostenlosen Tipps des cleveren Bloggers gefolgt sind.

Sammeln und limitiert verkaufen


Auch wenn die beiden kleinen Auswertungen kein abschließendes Urteil über die Qualität alle Empfehlungen erlauben, werfen sie die Frage auf, ob überhaupt Experten die Kurskapriolen bei den Insolvenzwerten, also den Zeitpunkt und den Kursverlauf mit seinen deutlichen Schwankungen, vorhersehen können.
Wenn man in dieser Hinsicht skeptisch ist, liegt die Wahl einer anderen Strategie nahe: man sammelt die Insolvenzaktien zu sehr niedrigen Kursen ein und wartet dann auf einen immer mögliche Kursausbruch, den es dann beherzt zu nutzen gilt.

Um diese Strategie zu präzisieren, müssen vor allem zwei Antworten gesucht werden, die für die Rendite entscheidend sind.


Kurskapriolen einiger Insolvenzwerte (1.9.2010- 29.6.2011)

Aktie
Kaufkurs am 1.9.2010 in €
Gipfelkurs
in €
Datum
Gewinn
in %
Arcandor
0,221
0,30
03.09.2010
35
Arquana
0,028
1,58
11.11.2010
5542
Böwe
0,893
0,90
02.09.2010
0
Cargolifter
0,045
0,16
30.11.2011
255
CBB
0,016
0,062
19.10.2010
287
Comtrade
0,025
0,15
02.02.2011
500
Condomi
0,058
0,059
02.09.2010
1
DLO
0,03
 0,21
11.01.2011
600
Goldzack
0,056
0,14
06.04.2011
150
Ision
1,16
2,50
30.09.2010
115
Kampa
0,123
0,30
20.10.2010
143
Maier + Partner
0,42
5,48
03.08.2011
1204
Meta@box
0,019
0,05
14.12.2010
163
PrimaCom
0,206
2,68
06.01.2011
1200
Realtos
0,142
0,75
17.012011
428
Stolberger Tele 
0,055
0,24
14.12.2010
336
TV-Loonland
0,028
0,12
07.01.2011
328
Walter-Bau
0,014
0,09
21.10.2010
542
Wanderer
0,101
0,25
25.10.2010
147
WCM
0,146
0,27
2.11.2010
84

Wenn man diese Liste durchgeht, lassen sich einige Beobachtungen machen, die bei der Entwicklung einer Strategie berücksichtigt werden müssen. So ist es bemerkenswert, dass bei den Aktien mit den größten punktuellen Wertsteigerungen (Arquana, Comtrade, DLO, Maier, PrimaCom, und Walter) nur einem Fall eine Aufhebung der Insolvenz erfolgte. Erheblich häufiger fand bei diesen Aktien hingegen inzwischen ein Delisting statt. Die Kursexplosionen bei den Insolvenzaktien sind also nicht das Resultat von realen Wertsteigerungen.

Auffällig ist außerdem, dass von den drei Aktien, die nur eine maximale Steigerung von weniger als 70% erfuhren (Arcandor, Böwe, und Condomi), das Insolvenzverfahren erst relativ kurze Zeit lief und der Kurs noch bei 0,20 € und mehr notierte.

Das legt nahe, dass man beim Einstieg erst warten muss, bis die Enttäuschten den Insolvenzwert verlassen haben, der dann bei 0,05 € oder noch niedriger notiert. Wegen der absolut geringen Kurse liegt der spätere gewinn in ganz besonderer Weise im Einkauf, denn Unterschiede von nur 1 Cent je Aktie habe später deutliche relative Effekte. Investoren, die sich sonst mit anderen Aktien beschäftigen, müssen also lernen, auf den Cent und seine deutlichen relativen Hebelwirkungen in der Zukunft zu achten.


An den Daten des Beispiels lassen sich die Effekte unterschiedlicher Limitvorgaben bestimmen. In dem betrachteten Zeitraum wäre ein Limit von sogar 500 %-Gewinn optimal gewesen, da sich in diesem Fall die eingesetzten 100.000 € innerhalb von nicht einmal zwei Jahren auf 211.415 € mehr als verdoppelt hätten, wenn man einmal von den Transaktionskosten absieht.

Verkaufslimit und potenzieller Kursgewinn (1.9.2010- 29.6.2011)


Limitvorgabe
Aus 100.000 € wären geworden..
70 %
145.330 €
100 %
164.460 €
250 %
202.660 €
400 %
193.387 €
500 %
211.415 €
600 %
180.344 €


Merkmale der insolventen Gesellschaft und potenzielle Depotentwicklung 
bei 50.000 € Anfangskapital (1.9.2010- 30.6.2011)


Selektionskriterium
70%-
Steigerung
250%-
Steigerung
500%-
Steigerung
Kurs unter 0,55 €
85.000
158.300
159.000
Kurs über 0,55 €
60.300
44.400
52.400
Stückzahl unter  12 Mio.
68.300
108.000
137.600
Stückzahl über 12 Mio.
77.000
94.700
73.800
Marktkapitalisierung unter 400.000 €
76.500
124.900
140.100
Marktkapitalisierung über 400.000 €
68.800
77.700
71.300
Insolvenz vor 2007
85.000
111.700
84.900
Insolvenz ab 2007
60.300
91.000
126.500

Betrachtet man die Auswirkungen verschiedener Selektionskriterien, sprechen die Insolvenzaktien, die zufällig als Beispiele genommen wurde, sehr deutlich für die Wahl der Aktien insolventer Gesellschaften, die niedrige Kurse und nur relativ wenige Aktien ausgegeben habe, also eine niedrige Marktkapitalisierung besitzen. Die Dauer der Insolvenz ist hingegen von geringerer Bedeutung, es ist vor allem der erreichte Kursverfall, der von Bedeutung ist.

Der Börsentod als ständige Renditebedrohung

Auch wenn es wegen der langen Bearbeitungsdauer von Gerichten und Insolvenzverwaltern vielleicht übersehen oder verdrängt wird, hat mit der Eröffnung des Insolvenzverfahren ein Sterbeprozess für das betroffene Unternehmen begonnen. Am Ende steht dann der Tod, der bei einer AG ihre Auflösung und Löschung aus dem Handelsregister sowie für ihre Aktie die Einstellung des Börsenhandels bedeutet. Damit verlieren die Aktien dann auch praktisch ihren Wert; denn eine Weiterführung des Handels im außerbörslichen Handel ist meist nur vor kurzer Dauer.

Für Anleger ist das Datum des Delistings daher sehr relevant, da er anschließend seine Aktien des betroffenen Insolvenzwertes auf 0 abschreiben muss. Dieser Sprung von zuvor vielleicht 0,01 € auf 0,00 € sollte daher nach Möglichkeit vermeiden werden.

Die Gefahr des Delistings, das über allen Insolvenzaktien schwebt, muss nicht zwangsläufig als ein Risiko gesehen werden, das einen Kauf dieser Aktien von vornherein verhindert. Allerdings muss man sich absichern, indem man angekündigte Delsitings im Auge hat und dieses Risiko durch eine Streuung der Insolvenzwerte absichert.Bei den Aktien, die in einem geregelten Markt notieren, sieht das Börsengesetz eine längere Frist zwischen der Ankündigung und dem Vollzug des Delistings vor. So ist nach §39 Börsengesetz einen Widerruf der Zulassung zum Börsenhandel „unverzüglich im Internet zu veröffentlichen“, wobei „Der Zeitraum zwischen der Veröffentlichung und der Wirksamkeit des Widerrufs darf zwei Jahre nicht überschreiten“ darf.

Üblich ist so, dass die Zulassung der Aktien auf Antrag des Insolvenzverwalters einer gemäß § 39 Abs. 2 BörsG i.V.m. § 61 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 und § 61 Abs. 2 Satz 3 BörsO widerrufen wird. Dieser Widerruf wird dann mit Ablauf eines Zeitraums von einem halben Jahr wirksam. Das gilt für die Börse Frankfurt.

Anders sieht es im Freiverkehr und den deutschen Nebenbörsen aus, wo die Notierung bereits am Tag nach der entsprechenden Ankündigung eingestellt werden kann. Falls eine Aktie daher nur im Freiverkehr gehandelt wird, muss man auf entsprechende Vorzeichen für das Delisting achten. So wurde etwa durch das Amtsgericht Osnabrück die Löschung von Sunburst Merchandising bereits am 17.8. 2011 für den 23.8. 2011 angekündigt.



Diese Löschung einer AG, „die kein Vermögen besitzt, kann von Amts wegen oder auf Antrag der Finanzbehörde oder der berufsständischen Organe gelöscht werden. Sie ist von Amts wegen zu löschen, wenn das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Gesellschaft durchgeführt worden ist und keine Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass die Gesellschaft noch Vermögen besitzt.“ (§ 394 FamFG (Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit)) Gegen sie kann innerhalb einer Frist von in der Regel einem Monat ab der Veröffentlichung Widerspruch eingelegt werden.Die Einstellung der Notierung von Aktien einer nicht mehr existenten Firma ist dann eine logische Folge, für die allerdings in diesem Fall noch mehr als ein halbes Jahr ins Land zog. Dieser Handel mit den Aktien toter Gesellschaften ist dabei keine Seltenheit; denn auch mit diesen Untoten lassen sich schließlich noch Umsätze erzielen und das Eigentum der Anleger schützen, wie es den Börsen aufgetragen ist.

Delisting-Ankündigung und Kursreaktion

Aktie
Ankündigungstag
Börse
Delisting im geregelten Markt in F
Woche vor Ankündigung (Eröffnung)
Eröffnungskurs am Ankündigungstag

Kurs am Folgetag
Arquana
09.06.2011
F_regul.
09.12.2011
0,13
0,16
0,14
CBB
10.02.2012

13.02.2012
0,01
0,02
-
Comtrade
20.06.2011
F_regul.
14.12.2011
0,07
0,06
0,06
Sunburst
03.05.2012
F
03.05.2012
0,02
0,02
-

Diese Strategie verlangt also sehr viel Aufmerksamkeit.

Quellen:
Morrien, Rolf, Zombie-Aktie Tria IT Solutions: Vorsicht vor der große Abzocke, in: Newsletter vom 7.9.2010.
Tichy, Roland, Gontard & Metallbank. Neues Leben für die Bank der Untoten, in: Handelsblatt vom 20.01.2006.

1 Kommentar:

  1. 08uyIch bin reich geworden mit diesem programmierten gehackten programmierten Geldautomaten
    Nach dem College-Abschluss gab es keine Arbeit, also beschloss ich, ein kleines Unternehmen zu gründen, aber das Geld reichte nicht. Ich habe die Firma verlassen, es wurde sehr schwer für mich, weil ich das einzige Kind meiner Eltern und meiner Eltern war. Beide sind alt, sie glauben an meine tägliche Ernährung. Als ich eines Tages beim Surfen im Internet die Nachricht erhielt, dass dieser neu getauschte Geldautomat eine Karte zerbrechen und einen großen Geldbetrag abheben könnte, kontaktierte ich Sie per E-Mail. Zu meiner Überraschung erhielt ich die Karte wenige Tage nach Zahlung der geringen Gebühr für die Karte. Diese leere Debitkarte ist ein erstaunliches und schönes Produkt. Ich werde nie glauben, dass ich alles, was ich heute habe, mit dieser großen Freude im Herzen erwerben kann, also werde ich gute Nachrichten überbringen ... Das Leben ist positiv und geduldig, ich glaube daran, dass Großes möglich ist und in Sekunden geschieht. .. BRAIN HACKERS TECH WORLD hat mein Leben verändert ... Gott sei Dank können Sie uns VIA (brainhackers@aol.com) senden

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