Mittwoch, 23. Januar 2013

2012 im Rückblick


Die Strategien im exemplarischen Test


Nach einem Jahr lässt sich eine erste Zwischenbilanz ziehen, auch wenn sich damit nichts über den weiteren Erfolg oder Misserfolg der einzelnen Strategien sagen lässt. Es ist bei Kursentwicklungen wie auch bei anderen Prognosen generell so, dass man aus der Vergangenheit nicht auf die Zukunft schließen kann. Und das ist nicht nur eine Formel, mit der Autoren sich vor möglichen Forderungen von Anlegern schützen wollen, die Testaussagen über die Vergangenheit falsch verstanden haben und die Lektüre für mögliche eigene Schäden verantwortlich machen wollen. Es handelt sich vielmehr um einen ganz unvermeidbaren Tatbestand, da es keine umfassende Theorie über die Kursbestimmung gibt, ja, man in der Wissenschaft sogar im Gegenteil von rein zufälligen Kursentwicklungen ausgeht.

Dennoch haben sich 2012 die Kurse sehr unterschiedlich entwickelt. Das gilt allerdings nicht nur für die betrachteten fünf Strategien, sondern auch für die breiten Indizes der Deutschen Börse. So konnte er MDax 36,1 % gewinnen, während der SDax nur um 20,5 % stieg. Daraus kann man allerdings nicht schließen, dass vor allem marktbreite Aktien gut gelaufen sind, denn der Dax lag mit meinem Gewinn von 31,9 % zwischen den Indexwerten für die mittleren und kleinen Werten. Vergleichsweise ähnlich ungünstig wie der SDax schnitt mit 22,8 % der TecDax ab, was vor allem auf einen Absturz der Solarwerte zurückzuführen ist. Derartige Abweichungen verschiedener Branchen haben vermutlich auch zu den unterschiedlichen Kursentwicklungen der anderen Indizes geführt.

2012 hatte daher ein Anleger besonderes Glück, wenn er sich ein Portfolio aus MDax-Werten aufgebaut hatte, während der Griff zu SDax-Werten mit einem nur fast halb so großen Kursgewinn belohnt wurde.

Vor diesem komplexen Bild der Kursentwicklungen muss man die Ergebnisse der Strategien beurteilen, auch wenn es nicht leicht fällt, dafür den geeigneten Maßstab zu wählen, da die Aktien aller vier Indizes als Grundgesamtheit für die Auswahl benutzt wurden.

Um die interessierende Frage zu beantworten, ob sich durch einzelne Strategien Überrenditen gegenüber einer zufälligen Auswahl erreichen lassen, soll dennoch nicht auf den Mittelwert aus den vier Indizes zurückgegriffen werden, der bei 27,8% lag.

Auch ohne diese Durchschnittsbildung hätte das Ausnutzen von Anomalien im Jahr 2012 eine messbare Überrendite gebracht, die deutlich über dem besten Index, also dem MDax, liegt. Das gilt für die als Synthese vorgestellte ValueMomentum-Strategie, deren Gesamtrendite mit 42,7% immerhin 6,6 Prozentpunkte über dem MDax lag.

Wenig erfreulich waren hingegen die Ergebnisse für die Dogs- und die Flying-Dogs-Strategie. Hier scheinen sich die US-amerikanischen Ergebnisse für den Dow nicht zu wiederholen, was vermutlich an der unterschiedlichen Konstruktion der Indizes Dow und Dax liegt. Damit ist die Auswahl der Aktien gemeint, die in den USA nicht nach der Marktbreite der Gesellschaften, sondern nach einer Repräsentation der wichtigsten Branchen der US-Wirtschaft durch ein Top-Unternehmen erfolgt.

Daneben gibt es jedoch noch einen weiteren Unterschied, der bei der Ermittlung der Vergleichsrenditen zu berücksichtigen ist. So handelt es sich bei den deutschen Indizes anders als beim Dow um Performance-Indizes, die jeweils die Dividendenausschüttungen einrechnen.
 
Daher musste für die Testdepots noch eine Korrektur der reinen Kursrendite durch die Dividendenrendite erfolgen.

Rendite der Strategien im Jahr 2012 (in %)

Strategie
31.1.2012
 29.2.20121
29.6.2012
28.12.2012
Dogs
8,9
15,6        
4,9
13,6
Flying Dogs
5,4
11,1       
6,4
18,4
Momentum
3,5
9,8       
17,4
34,4
Value
11,7
21,6        
-3,4
3,9
ValueMomentum
8,5
14,6        
14,5
37,3














Wie die Übersicht zeigt, sind die Dividendenausschüttungen keineswegs nebensächlich bei der Renditeberechnung; denn bei der Dogs-Strategie trug die Dividende 30% zur Gesamtrendite bei und sogar bei der Momentum-Strategie, bei deren Definition die Dividende gar keine Rolle spielt, betrug sie immerhin noch knapp 10 %.

Der Januareffekt

Die fünf Strategien haben sich während des gesamten Jahres 2012, wie die folgende Tabelle zeigt,  recht unterschiedlich entwickelt. So fällt für die ersten Monate der besonders gute Verlauf der Value-Strategie auf, die offensichtlich vom typischen Januareffekt profitieren konnte, der sich bei zurückgebliebenen Aktien in der Regel positiv auswirkt. Die Momentum-Strategie erreichte hingegen erst im Laufe des Jahres ihr insgesamt gutes Ergebnis. Hier musste man also zur Zeit des Januareffektes nicht unbedingt investiert sein.

Unabhängig von diesen typischen saisonalen Mustern war der Absturz des Value-Depots in der zweiten Jahreshälfte, der aus den Kursverlusten der Solarwerte resultierte, der im Fall des Testwertes Centrotherm sogar bis zur Insolvenz ging.

Dieser Einbruch bei einem virtuellen Testdepot kann als deutliche Warnung verstanden werden, wenn dieser Wirtschafts-GAU sogar Gesellschaften treffen kann, deren Value-Indikatoren nur ein halbes Jahr vorher noch sehr gute Werte besaßen. Hier zeigte sich ganz deutlich, dass Aktien Riskiopapiere sind und man auch bei einem noch so sorgfältigen Stockpickung niemals vergessen darf, dass man Aktien auch verkaufen kann. Und das ist, wenn ein Absturz droht, nicht nur eine Option, sondern ein Gebot.

Zwischenstände für die Strategien im Jahre 2012 (ohne Dividenden, in %)

Strategie
  31.1.2012
 29.2.2012
29.6.2012 28.12.2012
Dogs
8,9
15,6        
4,9
13,6
Flying Dogs
5,4
11,1       
6,4
18,4
Momentum
3,5
9,8       
17,4
34,4
Value
11,7
21,6        
-3,4
3,9
ValueMomentum
8,5
14,6        
14,5
37,3

Für Leser, denen eine potenzielle Überrendite von über 6-Prozentpunkten Lust auf mehr gemacht hat, kann sich im Folgenden über eine Aktienauswahl für 2013 informieren.

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